<![CDATA[ In Extenso - Iran]]> Tue, 05 Apr 2016 03:08:11 -0700 Weebly <![CDATA[Unterkünfte in Bergdörfern]]> Tue, 16 Feb 2016 23:31:30 GMT /iran/unterkuenfte-in-bergdoerfern Hier entsteht in Kürze ein Artikel]]> <![CDATA[Selberfahren im Iran - Der ganz normale Wahnsinn]]> Mon, 15 Feb 2016 23:30:39 GMT /iran/selberfahren-im-iran-der-ganz-normale-wahnsinn Hier entsteht in Kürze ein Artikel]]> <![CDATA[Basargeschichten aus dem Iran]]> Sun, 29 Nov 2015 22:21:56 GMT /iran/basargeschichten-aus-dem-iran
Die Basare Irans sind die Pulsadern jeder Stadt. Die Gerüche, die Farben, die Kostbarkeiten – Iran bietet die Vielfalt, die sich EuropäerInnen in ihren Träumen gerne ausmalen, wenn sie an Basare des Orients denken mögen. Und bei aller märchenhaften Verzückung, die diese Märkte bei westlichen BesucherInnen auslösen können, bleiben die iranischen Basare vor allem eines: authentisch. Von den kleinen touristisch geprägten Teilen der Basare Isfahans und Shiraz’ einmal abgesehen, ist hier nichts Show – zumindest noch nicht. Und so können wir uns einfach durch einen unverzichtbaren Teil des persischen Alltags treiben lassen.
​Die Basare Irans haben uns immer begleitet, egal, in welcher Ecke des Landes wir uns auch gerade herumgetrieben haben. Und auch nach so vielen Basaren, die wir mittlerweile zu Gesicht bekommen haben. Die Märkte sind jedes Mal aufs Neue ein Genuss für die Sinne. Auch im Iran verlieren die Basare leider an Bedeutung. Die gehobene Mittelschicht, die was auf sich hält, bevorzugt moderne Läden und auch moderne Einkaufszentren nehmen in Städten wie Teheran und Isfahan immer mehr Platz ein. Nichtsdestotrotz sind die Basare zu manchen Tageszeiten gesteckt voll und auch heute noch ein wichtiger Bestandteil des iranischen bzw. orientalischen Stadtbildes. Die nach Gewerben aufgeteilten Gassen führen uns teilweise kilometerweit durch die Märkte, bei denen sich meist an irgendeinem Ende eine prächtige Hauptmoschee erhebt. Die eindrucksvollen Freitagsmoscheen von Yazd und Isfahan sind mit den Ausläufern des Basares verknüpft. Aber auch auf kleinere Moscheen und Heiligtümer stoßen wir immer wieder bei unseren Erkundungsmärschen. Die wohlhabenden Basaris waren meist tiefreligiös und so verwundert es auch nicht, dass viele Moscheen aufgrund von Stiftungen dieser Basaris entstanden sind. Die Basare in Iran sind sehenswert und vor allem riesig. Der Eingang zum großen Basar in Isfahan lässt sich mit dem Eingangsportal am Naqsch-e Dschahān-Platz gegenüber der Königsmoschee noch leicht finden, aber dann beginnt die große Verwirrung. Die Ausmaße des Basars sind kaum zu fassen. Immer größer ist er geworden und reicht heute schließlich sogar bis zur alten Freitagsmoschee, die immerhin 1,5 km vom Naqsch-e Dschahān-Platz entfernt ist. Einheimische helfen gerne weiter, wenn man sich vollends verirrt hat und einfach nur noch raus möchte. 
​Gleich neben dem Golestan-Palast, ein Wahrzeichen Teherans, befindet sich der Eingang zum großen Basar Teherans und bei unserem ersten Besuch des Landes kommen wir gerade recht zur „rush-hour“. Das Gedränge und der Platzmangel erinnern uns wieder an die Metro der Hauptstadt, aber da müssen wir jetzt durch. Und so schlimm ist es dann auch nicht. Die IranerInnen sind recht höflich, so dass es eigentlich nie wirklich unangenehm wird und die Reihen voller Menschen lichten sich streckenweise auch immer wieder. Teherans Basar soll der größte überdachte Basar der Welt sein und wir glauben das gerne. Anstatt gewisse Punkte des Basars anzupeilen, lassen wir uns besser treiben, damit müssen wir uns auch gar nicht erst ärgern, irgendetwas nicht zu finden. Irgendwann finden wir dann im Basar auch wirklich preiswertes und gutes Essen an einer Ecke mit mehreren Imbissstuben. Wir bewegen uns also irgendwo zwischen riesigen Teppichlagern, Elektrogeräten und Damenunterwäsche. Und in beinah jedem Laden wird fleißig um den Preis gefeilscht. Der Basar hier ist alles andere als touristisch. Hier erledigen IranerInnen einfach ihre Einkäufe von A bis Z. Letztlich suchen wir dann nach der Gewürzabteilung, denn ohne den iranischen Safran möchten wir nicht nachhause. Hier gibt es die Möglichkeit preiswert qualitativ hochwertigen iranischen Safran zu kaufen, der jedes Jahr in der Gegend um Mashhad geerntet wird. Schließlich entscheiden wir uns für ganze 50 Gramm dieses wertvollen Gewürzes und müssen dafür nicht tief in die Tasche greifen, wenn wir an die Preise der winzigen Safranpackungen von Kotanyi im Supermarkt zuhause denken. 
​Zu den Basarbesuchen gehört auch, dass man nie weiß, wen man im nächsten Moment wohl begegnet und bei wem man um die nächste Ecke in einem Gespräch hängen bleibt. In Tabriz zog ein Münzstand mit allerhand Schätze Andreas in seinen Bann. Der Besitzer war ein in die Jahre gekommener Herr, der uns gleich von Salzburg vorschwärmte, als wir meinten, wir wären von Österreich. Die Heimatstätte Mozarts wie könnte man die nicht lieben als ein an Kultur und Musik interessierter Mensch und überhaupt die Landschaft und die Stadt, Salzburg wäre ein Traum. Vor vielen Jahren noch vor der Revolution wäre er dort gewesen, nur kurz, aber er habe es genossen. Was würde er nicht tun, noch einmal dorthin zu kommen. Irgendwann geht es dann doch um Münzen. Dass wir hier groß einkaufen steht so und so nie zur Debatte. Der ältere Mann ist an Verkaufsgesprächen auch gar nicht interessiert. Aber so eine kleine Euro-Münze könnte ihm vielleicht Freude bereiten und schon fängt Andreas eine Münze heraus und drückt sie dem Herrn in die Hand. Ein Geschenk, meint Andreas. „Aber nein, sieh her, wir tauschen“, erwidert Ladenbesitzer, der sich sichtlich freut und die Euro-Münze genau begutachtet. Kaum hat er eine passende Münze gefunden, packt Andreas ein paar andere für uns recht wertlose Euro-Münzen heraus und drückt sie dem Händler in die Hand. Dem alten Mann fehlen die Worte, so viele wunderbare Euro-Münzen auf einmal. Da müsse er noch iranische Münzen für uns suchen gehen. Wir winken ab, geben zu verstehen, dass wir recht glücklich sind mit der einen, die er uns schon gegeben hat, die Euro-Münzen von uns soll er als Geschenk betrachten. Nein, das möchte er nicht, wir tauschen und zum Tausch gehört, dass wir eine angemessene Gegenleistung bekommen. Er will ja kein Geschäft mit uns machen. Ein ehrlicher Tausch müsse das schon sein. Völlig aus der Ruhe gebracht, kramt er nach Münzen, und siehe da, hier hat er noch eine für uns und da ist auch noch eine aus der Pahlavi-Dynastie und die da sollen wir auch noch nehmen. Ein breites Lachen macht sich bei ihm breit. 
​Zu Beginn dieses Beitrages habe ich davon gesprochen, dass bei den Basaren Irans nichts Show ist. Nun gut, eine Ausnahme gibt es wohl immer und so auch hier: die Teppichverkäufer. Wenn in einem Basar irgendjemand kleine Anflüge von Aufdringlichkeit zeigt, dann kann man sich gewiss sein, dass das Teppichgeschäft nicht weit ist. Und spätestens nach dem dritten Satz in Englisch, Deutsch, Mandarin, Spanisch oder was immer die BesucherInnen auch wünschen, ist klar, dass ein Tässchen Tee und ein hartnäckiges Verkaufsgespräch um die Ecke warten. Das Argument man hätte zu wenig Geld für einen Perserteppich zieht meist nicht. Denn 600 Euro wird man ja wohl noch übrig haben für einen der kleinsten Perserteppiche, die angeboten werden. Handeln ist ein Muss, aber bei den horrenden Preisen für qualitativhochwertige Perserteppiche ist der Preis auch nach hartnäckigen Verhandlungen nicht wirklich zufriedenstellend. Als Souvenir so einen kleinen Teppich mitzunehmen schminken wir uns also bald ab. An möglichen Mitbringsel neben Safran und anderen Gewürzen fehlt es trotzdem nicht. Wer will kann allerhand Schnickschnack in den touristischen Teilen der Basare Isfahans und Shiraz’ erwerben. Da ist für jede Preiskategorie etwas dabei. In beiden Städten finden wir allerlei Kunsthandwerk von den herrlich geschmückten Tellern und Vasen bis zu edlen Schachbrettern. Auch allerhand Textilien lassen sich hier kaufen. 
​Gerade in dem Basar der Basare Irans bemerken wir rein gar nichts von der erwähnten Aufdringlichkeit so mancher Teppichverkäufer. Dabei ist Tabriz’ Basar das Eldorado für LiebhaberInnen orientalischer Basare und Perserteppiche.  Als wir durch das Gewirr der zahllosen Gassen irren, macht sich unweigerlich das Gefühl breit, in der größten Rumpelkammer persischer Kostbarkeiten gelandet zu sein. Hier gibt es Teppiche die Preise eines Kleinwagens in Europa locker sprengen und doch nur wie ganz gewöhnliche Teppiche aufeinander gestapelt sind. Die Teppichverkäufer hier interessieren sich gar nicht weiter für uns. Nicht, dass sie uns kein Lächeln schenken, aber wie potentielle KäuferInnen sehen wir wohl nicht aus. Die Teestände, die es neben der einen oder anderen Ansammlung von Teppichläden gibt, laufen auch Hochtouren. Ununterbrochen werden hier die kleinen Tässchen Tee getrunken. Und auch wir werden für den gleichen Preis (1 Teetasse um die 20 Cent) versorgt. Wir gehen vorbei an riesigen Teppichlagern und in den einzelnen Passagen und Kuppelbauten scheinen sich immer mehr Teppiche zu türmen. Persiens Glanz scheint vereint im Anblick der feinen Gewebe, die vor nicht so langer Zeit großes Interesse bei westlichen KäuferInnen geweckt haben. Der Perser-Teppich-Boom hat abgenommen, was im persischen Haushalt noch als unverzichtbarer Bestandteil zu gelten hat, erfreut sich in Europa weniger Beliebtheit als noch vor 20 Jahren. 
Tabriz’ Basar ist etwas ganz besonders,  nicht umsonst ist er zum Weltkulturerbe erklärt worden. Wir haben das Glück nicht nur einmal hinter die Kulissen zu blicken und die Arbeiten im Hintergrund zu sehen. Während im unteren Geschoss des überdachten Basars die Verkaufsläden platziert sind, werden im Obergeschoss die notwendigen Arbeiten verrichtet. Hier werden die Muster für die kostbaren Perserteppiche auf Papier entworfen, bevor sie in mühevoller Kleinarbeit hergestellt werden. In rustikal wirkenden aber durch und durch charmanten Arbeitszimmern werden hier alte Teppichteile auseinandergeknüpft, um sie wieder neu verarbeiten zu können. Der in die Jahre gekommene Herr, der uns über die das enge Stiegenhaus hinauf zu seinem Arbeitsplatz führt, spricht kaum ein Wort Englisch, aber das ist nicht notwendig. Seine Leidenschaft für seine Arbeit ist auch so spürbar. Voller Stolz zeigt er uns, worin sein Arbeitsalltag besteht. Der Basar dieser Stadt und seine charmanten Händler und Arbeiter ermöglichen uns so einen völlig neuen Einblick in die traumhafte Welt der Basare Persiens.
​Dass die Basare vor allem auch architektonisches Meisterwerke sind, wird spätestens dann bemerkbar, wenn man unter einem der reichlich verzierten Timches mit seinen Wölbungen und runden Fenstern steht. Das Malek Timche im Isfahaner Basar ist einer dieser Kunstwerke mit viel Liebe zum ornamentalen Detail. Die Timches sind die Schmuckkästchen der Basare. Und nicht zuletzt wegen dem Timche-ye Amin al-Dowleh  zählt Kashans Basar zu einem der schönsten Basare des Landes. Auf unseren Reisen schlendern wir durch zahlreiche Basare des Landes und fast scheint es, als ob sich die Märkte gegenseitig übertrumpfen wollen, was Schönheit und Flair betrifft. Qom, die zweitheiligste Pilgerstätte für Shiiten im Iran, mag manchen, wenn überhaupt, nur wegen dem Heiligtum bekannt sein, aber auch hier wartet eines der schönsten Timches Irans auf staunende Gäste. 
​Neben dem einmalig schönen Timche lässt Kashans Basar noch mit einer weiteren Besonderheit aufwarten. Wenn man Glück hat und die richtigen Leute im Basar fragt, dann lässt sich der Basar auch vom Dach aus erkunden. Wir haben Glück. Und schon spazieren wir gegen einen kleinen Obulus auf den Dächern des Basars entlang vorbei an den Kuppeln der Timches, durch deren Fenster sich tiefe Blicke in die reichlich verzierten Hallen eröffnen. So ganz legal ist das alles nicht, aber was ist das schon im Iran. Und so fällt unser kleiner Ausflug auf die Dächer des Basars auch keinem auf, der daran etwas auszusetzen haben könnte. Wieder zurück beim Timche-ye Amin al-Dowleh entdecken wir in der kleineren Nebenkuppel hoch oben ein neues Lokal. Die unscheinbar Stiege hoch geht es vorbei an allerlei Kunsthandwerk, bis wir dann inmitten eines netten kleinen Cafes stehen mit herrlichen Blick auf einen Teil des Timches. Mit den traditionellen Teestuben hat das hier freilich nichts mehr zu tun – zu exklusiv präsentieren sich Location und Getränkekarte. Schließlich gibt es zu dem halben Liter Rosenlimonade noch persische Leckereien und Kashans Basar zeigt sich hier mit Abstand von seiner modernsten Seite. 
Zusammenfassend ein paar Tipps für den nächsten Basarbesuch im Iran:
 
Safran: Während wir in heimischen Supermärkten für 0,1 Gramm Safran um die 3 Euro bezahlen, beläuft sich der Preis 2014 für 1 Gramm auf etwas mehr als 1 Euro. Preise ändern sich aber schnell und am besten lässt man sich einfach von auf der Reise liebgewonnenen IranerInnen helfen, wenn es darum geht faire Preise für qualitativhochwertigen Safran zu bezahlen. Den besten und günstigsten Safran gibt es in Mashhad vor allem nach Herbst, wenn die neue Ernte da ist.
 
Datteln und Rosenwasser: Ein absolutes Muss für uns sind die unschlagbar köstlichen Datteln aus Bam und das literweise abgepackte Rosenwasser Kashans. Am liebsten hätten wir unsere ganzen Gepäckstücke damit angefüllt. Der Preis für einen Liter Rosenwasser lag 2015 bei 1,80 Euro und damit wohl kaum vergleichbar mit heimischen Preisen.
 
Timches: Sie sind einfach zu schön, als dass BesucherInnen sie verpassen sollten. Nach dem einen oder anderen Timche gezielt zu suchen, macht sich bezahlt und die IranerInnen helfen gerne weiter und weisen BesucherInnen den Weg. In den Reiseführern stehen die jeweiligen Namen der Timches, es lässt sich also recht leicht erfragen.
 
Souvenirs: Dekorative Abschnitte des Basars wie wir es aus Shiraz und Isfahan kennen, gibt es in Teheran nicht. Souvenireinkäufe erledigt man besser schon in Isfahan oder Shiraz. Im Basar Teherans gibt es diesbezüglich rein gar nichts und auch in der restlichen Stadt ist die Auswahl sehr beschränkt.
 
Dieser Artikel ist im Rahmen der Blogparade „Märkte aus aller Welt“ von reisebloggerin.at entstanden. Alle Infos dazu unter: www.reisebloggerin.at/2015/11/maerkte-aus-aller-welt
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<![CDATA[Teherans Eigen- und Besonderheiten]]> Sun, 28 Jun 2015 12:43:26 GMT /iran/teheran
Erst zum Schluss unserer Reise muten wir uns Teheran zu. Die Stadt ist riesig, die paar Sehenswürdigkeiten sind weit verstreut und allein die Metro ist schon eine Erfahrung für sich. Während immer noch viele Menschen der westlichen Welt großes Unbehagen verspüren, wenn wir beginnen von Teheran zu sprechen, ist unsere einzige Besorgnis, wie wir von A nach B kommen angesichts der horrend teuren Taxipreise, der gesteckt vollen Metro und der großen Distanzen, die wir zurücklegen müssen. 

Unser Ausgangspunkt ist der Hauptbahnhof der Stadt. Über Nacht sind wir von Yazd nach Teheran gefahren und haben wegen den unbequemen Sitzen nicht wirklich viel Schlaf abbekommen. Als wir uns dann um die Taxipreise zur nächsten Metro erkundigen, erleiden wir den ersten Schock. Sämtliche Taxifahrer lassen nicht mit sich verhandeln und bestehen auf die horrend teuren Preise. Auch wenn wir in anderen Städten immer mehr bezahlt haben, als Einheimische, waren die Preise immer tragbar. Aber Teheran ist damit nicht zu vergleichen. Die Taxifahrten hier sind wirklich teuer und die Taxifahrer haben hier auch gar kein Interesse daran mit uns zu verhandeln. Angesichts der gut betuchten Mittel- und Oberschicht Teherans sind sie auf uns nicht angewiesen. Wir gehen also mit vollem Gepäck die rund zwei Kilometer zur nächsten Metro zu Fuß. Das Metronetz Teherans ist noch sehr ausbaufähig. Wir sind aber froh, dass es uns zur Verfügung steht. In der Metrostation trennen sich dann unsere Wege. Wir sind ja zu viert unterwegs und bei dem dichten Gedrängel in der Metro bevorzugen wir zwei Frauen auf jeden Fall die Frauenabteile, auch wenn es gemischte Abteile für Frauen und Männer gibt. Als die Tür aufgeht schlüpfen wir hinein und unsere Rucksäcke werden missbilligend kommentiert. Aufgrund des Platzmangels sind solche großen Gepäckstücke nicht erlaubt, aber was sollen wir schon tun, ein Vermögen für die Taxifahrt ausgeben? Ohne den Bewegungsspielraum für einen Schritt nach vorne oder nach hinten zu haben, warten wir sehnsüchtig auf unsere Station. 

Die Freude aus der Metro heraus zu sein, hält aber nur so lange an, bis wir bemerken, dass unsere zwei männlichen Mitreisenden nicht mit ausgestiegen sind. Zumindest sind sie nirgends wo zu entdecken. In den ersten paar Stunden in der Großstadt haben wir uns also bereits verloren. Auch in den Massen der nächsten Metro-Züge sind sie nirgendwo zu erkennen. Es vergeht eine verschlagene halbe Stunde, die wir in der Metrostation warten und langsam aber sicher steigt die Nervosität. Dann endlich huscht am anderen Bahnsteig ein Fotorucksack zwischen den Leuten herum, und ich bin mir sicher, dass das Andreas sein musste. Im Sprint geht es also noch einmal durch die ganze U-Bahn-Station, damit wir uns nicht wieder verpassen. Wieder gefunden gibt es Erklärungsbedarf. Wie konnte das passieren? Tatsächlich sind die beiden nicht weiter gefahren, als sie sollten, sondern nicht einmal in die Metro eingestiegen. Zu dem Zeitpunkt, wo wir uns schon in der Metro eingeschlichtet hatten, sind sie zwar vor offenen Türen aber einer Wand aus Menschen gestanden. Das ging ihnen dann bei der nächsten Metro nicht anders. Die Abteile für Männer sind noch einmal viel voller als die für Frauen. Die Traube an Menschen, die in jeder Station aus der Metro fällt, schafft auch keinen Platz. Irgendwann haben sie es dann doch geschafft, dass sie sich irgendwie hineindrängen und mittels ausgestreckter Hand und dem kräftigen Ziehen und Drücken der Iraner im Abteil haben sie es dann auch beide wieder hinausgeschafft aus der Metro. Also die Metro in Teheran ist an gewissen Zeiten definitiv kein Zuckerschlecken - zumindest zu den Stoßzeiten.
Nach dieser Aufregung geht es dann doch noch gemeinsam zum Hotel. Das Zimmer, das wir hier kriegen, ist auch merklich teurer verglichen mit den anderen Hotels auf unserer Reise. Teheran ist einfach ein teures Pflaster in Relation zu den anderen Städten. Auch für das Essen müssen wir deutlich mehr auf den Tisch legen. Nachdem wir uns vom ersten Schreck von der U-Bahn erholt haben, geht es mit der Metro wieder los, um zum Azadi-Monument zu kommen. Anfang der 70er Jahre wurde diese Monument anlässlich der 2500-Jahrfeier des persischen Kaiserreiches errichtet. Ende der 70er Jahre kurz vor der Revolution wird der Platz rund um den Turm allerdings von der iranischen Bevölkerung dazu benützt, um gegen den Schah und seine Politik zu demonstrieren. Und so ändert sich auch der Name und die Bedeutung des Turms, der heute unter den Namen „Azadi-Turm“, also „Freiheitsturm“, bekannt ist und nicht unter dem ursprünglich vorgesehenen Namen „Shahyad“ („dem Kaiser gewidmet). Von der Metrostation „Azadi“ ist es sicher noch gut einen Kilometer Fußmarsch zum Turm. Das Verkehrsaufkommen ist hier nicht zu unterschätzen und besser wählt man die Zugangstunnel zum Platz als die vielbefahrenen Straßenspuren zu überqueren. Rund 45 Meter ragt das Monument in die Höhe und wirkt auf uns nach wie vor modern. Auf Architektur aus den 70ern hätten wir nicht auf Anhieb getippt. Der Architekt wollte in diesem Wahrzeichen der Stadt sowohl vorislamische, als auch islamische Elemente vereinen. Die zwei integrierten Spitzbögen erinnern an die Bauweise von Moscheen, während die geschwungenen Bögen seitlich an die Archtektur des sassanidischen Reiches angelehnt sind. Auch hier wird auf die Farbe Türkis, die wir als Farbe der Moscheenkuppeln und Iwanen Irans kennen und lieben gelernt haben, nicht verzichtet. 
Touris bewegen sich ja mehrheitlich im südlichen Teil der Stadt, zumindest ist dort der alte Kern mit dem Basar und dem Golestan-Palast zu sehen. Das ist auch bei uns nicht anders. Wir machen also einen Abstecher in die traditionellere Ecke Teherans. Der Golestan-Palast unterscheidet sich mit seinem neobarock anmutenden Stil grundlegend von allem, was wir bis dato im Iran gesehen haben. Am Eingang sind wir wieder einmal von den saftigen Eintrittspreisen enttäuscht. Für jeden Teilpalast der Anlage wird extra Geld kassiert. So viel sind wir auch am Ende unserer Reise nicht bereit auszugeben und wir beschränken uns auf die billigste Variante plus den Eintritt für einen Palast. Das Stativ ist auch hier wieder ein Problem und nach langem hin und her müssen wir es in der Eingangshalle zurücklassen. Dann können wir uns aber auf die aufwendig geschmückten Fassaden der Anlage konzentrieren. Von außen wirken die wenigen Teile, die man vom Palast zu Gesicht bekommt, recht unspektakulär, aber dieser Eindruck wird sofort relativiert, sobald man die Einlage betritt. Die Fassade ist ein einziges großes Puzzle aus allen möglichen Farben und Formen. Dazu kommen die unzähligen Tier- und Landschaftsmotive. Der Marmorthronpalast befindet sich nicht hinter verschlossenen Türen. Nein, der wertvolle Marmorthron aus dem 18. Jahrhundert, auf dem noch 1925 die letzte Krönung stattfand, wird von der Gartenanlage durch keine Mauer getrennt. Die Wände des Empfangspalastes sind dann durchsetzt von lauter Spiegelmosaiken, welche die Räume vollends erstrahlen lassen. Fotografieren ist im Inneren der Paläste allerdings leider nicht erlaubt. 
Gleich neben dem Golestan-Palast befindet sich der Eingang zum großen Basar Teherans und wir kommen gerade recht zur „rush-hour“. Das Gedränge und der Platzmangel erinnern uns wieder an die Metro, aber da müssen wir jetzt durch. Und so schlimm ist es dann auch nicht. Die IranerInnen sind auch recht höflich, so dass es eigentlich nie wirklich unangenehm wird und die Reihen voller Menschen lichten sich streckenweise auch immer wieder. Teherans Basar soll der größte überdachte Basar der Welt sein und wir glauben das gerne. Anstatt gewisse Punkte des Basars anzuzielen, lassen wir uns besser treiben, damit müssen wir uns auch gar nicht erst ärgern, irgendetwas nicht zu finden. Irgendwann finden wir dann im Basar auch wirklich preiswertes und gutes Essen an einer Ecke mit mehreren Imbissstuben. Wir bewegen uns also irgendwo zwischen riesigen Teppichlagern, Elektrogeräten und Damenunterwäsche. Und in beinah jedem Laden wird fleißig um den Preis gefeilscht. Dekorative Abschnitte des Basars wie wir es aus Shiraz und Isfahan kennen, finden wir hier nicht. Souvenireinkäufe sind besser schon in Isfahan zu erledigen, hier tun wir uns schwer etwas Passendes für Verwandte zu finden. Im Basar gibt es diesbezüglich rein gar nichts und auch in der restlichen Stadt ist die Auswahl sehr beschränkt. Der Basar hier ist alles andere als touristisch. Hier erledigen IranerInnen einfach ihre Einkäufe von A bis Z. Letztlich suchen wir dann nach der Gewürzabteilung, denn ohne den iranischen Safran möchten wir nicht nachhause. Hier gibt es die Möglichkeit preiswert qualitativ hochwertigen iranischen Safran zu kaufen, der jedes Jahr in der Gegend um Mashhad geerntet wird. Schließlich entscheiden wir uns für ganze 50 Gramm dieses wertvollen Gewürzes und müssen dafür nicht tief in die Tasche greifen, wenn wir an die Preise der winzigen Safranpackungen von Kotanyi im Supermarkt zuhause denken. 
In Teheran gibt es ein starkes Nord-Süd-Gefälle. Die reicheren IranerInnen leben im Norden der Stadt, der wesentlich höher liegt und deutlich kühlere Temperaturen bietet, während die ärmeren Bevölkerungsschichten im Süden leben. Kein Wunder also, dass der Basar im Süden der Stadt noch gut besucht ist. Im Norden werden Basars zunehmend von Einkaufszentren abgelöst. Davon können wir uns überzeugen, als wir selbst Richtug Elburz-Gebirge unterwegs sind. Hier im Norden wirkt Teheran gleich viel moderner und die Einkaufszentren vertreiben einen Luxusartikel nach dem anderen – auch Brillen von Gucci dürfen da nicht fehlen. Und zu unserer großen Überraschung stehen wir dann noch vor einem Meinl-Cafe wie wir es aus Wien kennen. 
Am Ende unserer Iranreise verschlägt es uns dann noch einmal in die Gegend rund um die ehemalige amerikanische Botschaft. Im November 1979 wurde die Botschaft gestürmt und das Personal wurde über ein Jahr in Geiselhaft genommen. Auslöser war Amerikas Weigerung den bereits geflohenen Shah Reza Iran auszuliefern. Heute befindet sich in diesem Gebäude die Ausbildungsstätte der iranischen Revolutionsgarde und ist vor allem wegen den Graffitis bekannt, die man von der Straße aus sehen kann.

Während wir damit beschäftigt sind, die USA-feindlichen Graffitis zu fotografieren, können sich vorbeigehende IranerInnen das Schmunzeln nicht verkneifen. Es muss witzig für sie wirken, wenn heute westliche Touris Gefallen daran finden sich vor diesen Graffitis zu fotografieren. Gegen die Politik der USA zu wettern ist das eine, Antisemitismus ist leider das andere. Und leider sind bei den Graffitis auch antisemitische Elemente wie der Davidstern auf der Spitze des Weißen Hauses zu finden. Antisemitismus spielt innerhalb des Iranischen Regimes auf jeden Fall eine Rolle, wie verbreitet er innerhalb der Bevölkerung ist, konnten wir allerdings nicht feststellen. Klar ist, dass die Fronten zwischen Israel und Iran verhärtet sind und Debatten rund um das Atomprogramm Irans tragen keineswegs zur Entschärfung bei. Für uns wird es nach diesem Abend Zeit das Land wieder zu verlassen. Man kann also sagen, dass wir mit den Graffitis erst zum Schluss der Reise die Seite Irans gesehen haben, die so vielen im Westen vorschwebt, wenn sie von diesem Land hören, dass für viele nichts weiter als ein blinder Fleck auf der Landkarte mit einem höchst umstrittenen Atomprogramm ist. Wir trennen jedenfalls zwischen der Politik des Regimes und der ansässigen Bevölkerung und werden das auch auf unseren zukünftigen Reisen tun. 
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<![CDATA[Klassische Ausflugsziele rund um Yazd]]> Wed, 24 Jun 2015 11:30:21 GMT /iran/klassische-ausflugsziele-rund-um-yazd
Da wir nicht mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs sind, müssen wir wohl oder übel manchmal auf angebotene Touren zurückgreifen, um etwas herum zu kommen. In Yazd bietet sich die Möglichkeit die klassischen Ausflugsziele Karanaq, Chak-Chak-Tempel und Meybod mit einer Tagestour abzudecken. Mehr als einen Tag braucht es für diese drei Orte auch wirklich nicht, aber mit dem Fotografieren und dem einen oder anderen Sonderwunsch dauert dann vor allem Karanaq viel länger, als dem Fahrer lieb gewesen wäre. 

Aber Karanaq ist auch das Beste an der ganzen Tour. Als wir nach der einstündigen Fahrt aussteigen und die ersten verfallenen historischen Gebäude der Stadt sehen, freuen wir uns, dass das Sonnenlicht vormittags genau richtig auf die Stadt fällt.  Eine Zeit wird vereinbart und dann geht es los durch die Gassen und überdachten Gänge der Stadt. Ein Geheimtipp ist Karanaq auch schon länger nicht mehr. Die BesitzerInnen des bekannten Silk Road Hotel haben hier sogar ein Hotel errichtet und Teile der Stadt wurden bereits renoviert. Nicht immer sind solche Renovierungen gelungen. Davon sehen wir allerdings nur etwas unmittelbar neben der Parkmöglichkeit und des Eingangs zur Altstadt. Erst einmal im Stadtkern können wir die wunderschöne verfallene Lehmarchitektur rund um uns bewundern. 
Uns ist beim Betreten der Stadt schon klar, dass wir unbedingt auf die andere Seite müssen, um den Blick auf die Stadt zu haben. Bei einem Aquädukt im Tal sehen wir eine Straße vorbeischlängeln, von wo wir genau diesen Blick auf die Stadt haben sollten. Wir versuchen also unserem Fahrer zu erklären, wohin wir noch wollen, bevor es weitergeht. Das ist auf Anhieb gar nicht so leicht. Er spricht fast überhaupt kein Englisch und zuerst einmal fährt er an der Straße vorbei. Dann wird ihm aber klar, worum es uns geht und schon stehen wir auf der anderen Seite. Von hier aus sieht man auch, in welche tolle Landschaft die Stadt eingebettet ist. Das Problem ist nur, dass wir für ein gutes Foto einfach noch zu niedrig stehen. Das heißt, wir müssen so schnell wie möglich auf den nächsten Bergrücken. Der Fahrer bleibt etwas verwirrt zurück, er ist davon ausgegangen, dass wir für ein paar Sekunden aussteigen und dann wieder weiterfahren. Das kann uns zwar nicht aufhalten, aber es stresst schon, wenn man weiß, dass unten der Fahrer wartet. Das ist eben der große Nachteil, wenn man nicht selber fährt. Im Eiltempo geht es dann hinauf und hinab, um zwischendurch ein paar gute Fotos zu schießen. Wie sehr wir uns nach unserer Erkundungstour bemüht haben, schnell wieder zum Auto zu kommen, kann man denke ich am Foto ganz gut erkennen. 
Dann ging es zum zoroastrischen Chak-Chak-Tempel in der Umgebung. Mitten im Nirgends schaut diese Tempelanlage aus dem Fels heraus. Der Tempel ist zugegeben keine sonderliche Schönheit, aber ein wichtiges Erbe der immer kleiner gewordenen zoroastrischen Glaubensgemeinschaft. Die steilen Treppen hinauf kommen wir zur Quelle des Berges und zum Herzstück des Tempels. Nach den Chak-Chak-Geräuschen des tropfenden Wassers wurde dieser Tempel benannt. Goldene Schwingtüren mit charakteristischen Wächterfiguren, wie wir sie schon aus Persepolis kennen, führen uns direkt zum Ewigen Feuer, dass in der Mitte des steinernen Tempels lodert und zumindest theoretisch nicht erlischen darf. Feuer spielt eine zentrale Rolle im Zoroastrismus. Es symbolisiert das Gute und Reine auf der Welt. War der Zoroastrismus noch Staatsreligion im sassanidischen Reich, so gibt es heute im Iran nur noch schätzungsweise um die 20.000 GlaubensanhängerInnen. Der Chak-Chak-Tempel zählt zu den wichtigsten Heiligtümern. Hier treffen sich alljährlich im Juni die Gläubigen, um an den zehn Tage andauernden Feierlichkeiten teilzunehmen. 
Unsere letzte Station an diesem zunehmend heißer werdenden Tag ist die alte Karawanenstadt Meybod. Das Stadtbild kann zugegeben nicht mit dem der Stadt Yazd mithalten, aber der Besuch lohnt trotzdem, wenn man sich für die Arg Zitadelle und diverse Taubentürme und Wasserspeicher interessiert.  Die Arg Zitadelle ist auch unser erster Stopp. Die Anlage befindet sich auf einem erhöhten Plateau und als wir dann die verschiedenen Ebenen der Zitadelle hoch kommen, haben wir schließlich einen tollen Blick auf die Altstadt rund um uns. Ein kleines Highlight für uns ist dann der Taubenturm, weil wir bis dato noch nicht die Gelegenheit hatten, einen von innen zu sehen. Der Taubenturm ist keine Besonderheit von Meybod und gerade auch in Isfahan lassen sich diese Türme finden. Heute sehen wir im Inneren des Turms nur noch Fake-Tauben, die wohl verdeutlichen sollen, wofür diese Türme da waren. Jedenfalls fanden hier früher massenhaft Tauben Unterschlupf und ihre Exkremente konnten dann zu Dünger weiterverarbeitet werden. Unser Fahrer ist nach dem längeren Stopp in Karanaq direkt überrascht, dass wir bei den anderen Stationen nicht länger gebraucht haben. Wir sind geschafft von der Hitze und sind dann auch recht froh, dass wir nicht den ganzen Tag unterwegs waren. Die Tour war insgesamt recht nett, aber auch nicht umwerfend. Und wie immer wären wir eben gerne auf eigene Faust unterwegs gewesen. 
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<![CDATA[Das Erbe Persiens]]> Wed, 27 May 2015 17:21:05 GMT /iran/das-erbe-persiens
Die Iraner und Iranerinnen besinnen sich gerne zurück auf ihre antike Geschichte. Die persische Hochkultur wirkt auch oder vor allem heute Identität stiftend. Viele IranerInnen sind stolz auf die lange Tradition der Kultur im Land. Und wir können in unmittelbarer Nähe zur Shiraz die antiken Stätten besuchen, die von dieser großen Kultur des antiken Persiens zeugen. Die zu Repräsentationszwecken gegründete Stadt Persepolis, aber auch die Felsengräber Naqsh-e Rostam und Pasargadae stehen auf unserem Programm.

Unsere Reise in die antike Vergangenheit Irans beginnt schon bei der Anreise nach Shiraz. Weil wir ausnahmsweise mit dem Taxi von Isfahan nach Shiraz angereist sind, was zu viert nicht mehr viel kostet, können wir der ehemaligen Achämeniden-Residenz Pasargadae gleich einen Besuch abstatten. Pasargadae liegt noch am weitesten entfernt von Shiraz und so ersparen wir uns gleich die zusätzlichen Kosten bei einem Tagesausflug, der neben Persepolis und Naqsh-e Rostam auch noch diese antike Stätte beinhalten würde. Schon im vierten Jahrtausend v. Chr. war das Areal hier besiedelt. Die achämenidische Königsresidenz Kyros’ entstand um 550 v. Chr. deutlich später. Pasargadae ist es etwas für Menschen, die sich für die antike Geschichte des Landes interessieren. Die Überreste, die es hier zu sehen gibt, sind bei weitem nicht so spektakulär wie die in Persepolis und können schon gar nicht mit den Gräbern in Naqsh-e Rostam mithalten. Die antike Stadt ist so weitläufig, dass wir ohne Auto nicht weit kommen. Wir werden zwar von unserem Taxi bis zum Eingang gefahren, dann sind wir aber auf uns alleine gestellt. Es gibt ein paar Kommunikationsschwierigkeiten an diesem Tag und für das Taxi hätte vermutlich ein extra Eintritt bezahlt werden müssen. Weil die Sehenswürdigkeiten der Stadt nämlich so weit auseinander liegen, ist es möglich mit dem Auto zu den einzelnen Punkten zu fahren. Das machen auch alle bis auf uns. Wir gehen erst einmal zu Fuß zum Grab des Kyros II., was sich noch gut erreichen lässt. 

Auf der Übersichtskarte neben dem Grabmal wird uns dann bewusst, wie weit die anderen Punkte tatsächlich weg sind. Wenn wir da zu Fuß gehen brauchen wir noch ewig. Wir verlassen uns also einfach auf die Nettigkeit der IranerInnen und winken kurzerhand einem vorbeifahrenden Autofahrer. Er bleibt sofort stehen und nimmt uns mit. Er ist alleine unterwegs und in seinem Auto ist genug Platz für uns. Sein Englisch ist leider nicht gut und unser Farsi nicht existent, so dass wir uns nur wenig unterhalten können. Gemeinsam mit ihm klappern wir also die restlichen Stationen ab, d. h. die Überreste des Audienzpalastes, des Residenzpalastes und die Terassenanlage Takht-e Madar-e Sulaiman. Nach der Fahrt schlägt uns der freundliche Iraner, der uns mitgenommen hat, gleich vor, er könne uns auch nach Persepolis mitnehmen, es wäre sein nächstes Ziel und wir können ihn gern begleiten noch bevor wir in seine Heimatstadt Shiraz fahren. Wir sind wieder einmal überrascht von so viel Gastfreundschaft, lehnen aber dankend ab. Wir sind schon einigermaßen müde von der langen Anreise von Isfahan und möchten uns jetzt einfach nur noch ein Quartier für die nächsten Tage suchen.
Zwei Tage darauf sind wir dann aber in Richtung Naqsh-e Rostam und Persepolis unterwegs und das wieder nicht alleine, sondern mit Farnaz und Meti, die wir in Shiraz kennengelernt haben. Im Taxi verhandeln Meti und Farnaz heftig für uns den Preis. Bei einem Ausflug nach Persepolis und Co. lassen sich die Preise anscheinend auch für IranerInnen schwer drücken, zumindest, wenn sie mit TouristInnen unterwegs sind. Mehdi ist lange nicht mit dem Preis zufrieden, aber irgendwann gibt es dann doch eine Einigung, die für alle passt. Wir wollen gleich zu Beginn zu den Achämeniden-Felsgräbern Naqsh-e Rostam wegen des Lichtes. Der Sonneneinfall ist in der Früh hier einfach am besten. 

Als wir aussteigen, kommen prompt die Erinnerungen an die Felsenstadt Petra in Jordanien. Auch wenn NabatäerInnen einen merkbar anderen Stil bei ihren Bauwerken im Fels verfolgten, eine große Ähnlichkeit ist bei solchen Gräbern im Fels wohl nicht zu leugnen. Wir bewundern die vier Felsengräber in denen achämenidische Könige begraben liegen. Drei der Gräber sind direkt nach Süden gerichtet, das Grab Xerxes I. weicht in seiner Ausrichtung etwas ab. Die folgenden Nahaufnahmen zeigen das Grab des Darius I. und das darunterliegende Relief, welches den Triumph Shapurs I. über den römischen Kaiser zeigt. Unter den Gräbern befinden sich zahlreiche Reliefs wie dieses und allesamt stammen sie aus der sassanidischen Zeit. Bei allen Gräbern aus der achämenidischen Zeit lassen sich unschwer Hinweise auf die damalig vorherrschende Religion erkennen. Ahura Mazda als Schöpfergott im Zoroastrismus ist mit seinen weiten Flügeln auf den Felsengräbern verewigt, wenn man einen genauen Blick darauf wirft.
In Persepolis sind wir rund 40 Kilometer von Shiraz entfernt. Die antike Residenzstadt zieht natürlich auch jetzt schon genügend TouristInnen an und wir sind hier auch aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit lange nicht so alleine wie in Naqsh-e Rostam. Am Eingang gibt es dann Probleme wegen unserem Kamerarucksack, wir dürfen ihn nicht mit rein nehmen, Rücksäcke seien nicht erlaubt. So einfach wollen wir uns nicht geschlagen geben und versuchen zu erreichen, dass wir den Rucksack doch mitnehmen können. Dass wir unsere ganze teure Ausrüstung einfach irgendwem für die Zeit unseres Aufenthaltes überlassen sollen, passt uns nicht. Aber es ist nichts zu machen und so stopfen wir die Objektive so gut es geht in unsere Handtaschen. Von dem Rucksack-Verbot hier hatten wir zuvor nirgends gelesen. Das Stativ darf dann mit, aber wohl eher, weil sich der Security eine weitere Diskussion ersparen will. 

Nach diesem anfänglichen Ärger können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren. Über die parallel verlaufenden Treppenaufgänge führt der Weg geradewegs zum Tor aller Länder. Wir nehmen also den gleichen Weg wie die damaligen Gesandtschaften des persischen Reiches. Im Torgebäude wurden damals alle BesucherInnen registriert, bevor sie das eigentliche Palastgebiet betreten durften. Heute sehen wir von dem Torgebäude nur noch Überreste, doch die geflügelten Stiermenschen, die den Ausgang des Torgebäudes flankieren, sind auch heute noch einigermaßen gut erhalten. Wahrscheinlich dienten mesopotamische Mischwesen dieser Art als Vorbild für die Skulpturen, die in Mesopotamien schon die Funktion hatten jede Gefahr abzuwehren und den Palast zu beschützen. Gemeinsam mit Mehdi und Farnaz schlendern wir durch die restaurierten Überreste der Residenzstadt Parseh, die von den Griechen/Griechinnen dann Persepolis genannt wurde. Mehdi spricht aber ständig nur von Takht-e Djamshid und es dauert eine Zeit, bis wir begreifen, dass er Persepolis  damit meint. Takht-e Djamshid bedeutet so viel wie Thron des Djamshid und bezieht sich auf einen mythologischen König der iranischen Sagenwelt, der nichts mit der Geschichte des Perserreiches zu tun hat. Viele IranerInnen benützen diesen Begriff, was uns im Nachhinein auch die Kommunikationsschwierigkeiten erklärt, als wir uns bei Taxifahrern nach dem Preis nach Persepolis erkundigten. Auch sie redeten ständig von Takht-e Djamshid, was uns wieder total verunsicherte.
Von den Wohnpalästen des Darius und des Xerxes ist heute nicht mehr viel zu sehen, aber die östliche Apadana-Treppe mit ihren Reliefs der damaligen Gesandtschaften ist noch außerordentlich gut erhalten. Insgesamt 23 Delegationen sind hier abgebildet und werden jeweils von einem persischen Würdenträger zum König geführt. Unterscheiden lassen sich die Delegationen durch ihre unterschiedliche Kleidung, ihre Geschenke, die sie in Händen halten und auch durch ihre Zugtiere, die sie mit sich führen. Ein immer wiederkehrendes Motiv ist neben den Gesandtschaften ein Löwe, der sich gerade in ein Pferd verbeißt. Viele bringen dieses Motiv mit dem Nowruz-Fest in Verbindung, aber welche Bedeutung dieses Symbol unter Darius I. tatsächlich hatte, ließ sich bis heute nicht eindeutig klären.

 Alle 23 Delegationen hier abzubilden wäre wohl zu viel, aber ein paar sollen Erwähnung finden. Die Baktier werden mit Schalen und einem Kamel als Zugtier dargestellt (Abbildung 2). Auch an ihrem Haarnetz soll man sie erkennen. Die Lyder (Abbildung 3) tragen einen charakteristischen Hut als Erkennungsmerkmal und sind mit Edelmetallkrüge ausgestattet. Mit Tierhäuten und Kleidung treten die Assyrer (Abbildung 4) dem König entgegen. Charakteristisch für sie sind auch die Widder, die sie mit sich führen. Ebenfalls mit Kleidung und Schüsseln kommen die Ionier (Abbildung 5). Alle Delegationen sind auf den Eingang der Empfangshalle ausgerichtet. Neben den Gesandten gibt es auch immer wieder Reliefs, welche persische Wächter zeigen. Den Reiseführer mit nach Persepolis zu nehmen, zahlt sich auf jeden Fall aus. Immer wieder werfen wir einen Blick ins Buch, um die einzelnen Delegationen auseinanderhalten zu können. Aber irgendwann treibt uns die zunehmende Hitze endgültig aus der Stadt und wir lassen das persische Erbe des Landes hinter uns, um uns wieder auf die iranische Gegenwart zu konzentrieren. Und in dieser Gegenwart sind wir dann vor allem darum bemüht, etwas anderes Essbares zu finden als die immer gleichen Kebabs. 
Unser Weg führt uns geradewegs hinauf zum Felsengrab des Artaxerxes II., weil man von hier oben einen herrlichen Blick über das ganze Areal hat und erst hier die tatsächlichen Ausmaße Persepolis’ fassen kann. Als wir über die Stadt blicken, fragen wir uns, wie Persepolis vor der großen Zerstörung durch Alexander den Großen (331 v. Chr.) wohl ausgesehen haben muss. So vieles wurde schon damals zerstört. Rund zwei Jahrhunderte davor entstand Persepolis unter Darius dem Großen, der hier Vertreter aller Völker des achämenidischen Reiches einlud, um religiöse und nationale Feste zu feiern. Die wichtigste Feier im Jahr war dabei das Nowruz-Fest, jenes Neujahrsfest, welches auch heute noch jedes Frühjahr in ganz Iran gefeiert wird. 
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<![CDATA[Isfahan - die Schöne, die Reiche, die Moderne]]> Tue, 24 Feb 2015 13:17:13 GMT /iran/isfahan-die-schone-die-reiche-die-moderne
Wenn auch für sonst nichts Zeit bleibt, Isfahan sollte man unbedingt gesehen haben. Am besten gleich mehrere Tage einplanen, denn diese Stadt und ihre BewohnerInnen werden einen/eine nicht so schnell loslassen – die Hälfte der Welt braucht eben seine Zeit. Dreh- und Angelpunkt ist der Naqsch-e Dschahān-Platz, der beides in einem vereint – imperialen Prunk und iranischen Gemeinschaftssinn.    
Das Amir Kabir Hotel ist bis dato so ziemlich die einzige Anlaufstelle für Backpacker in der Stadt. Es war also unser erstes Ziel in Isfahan. Um den Preis gibt es in anderen Städten wesentlich bessere Unterkünfte, aber eben nicht in Isfahan. Zimmer und Hotel sind in Ordnung, es störte nur ziemlich, dass die Toiletten und Bäder etwas entfernt unserer Zimmer lagen und gerade als Frau ist es dann nicht möglich, mal eben auf die Toilette zu huschen und man muss in die ganze Kluft samt Kopftuch. Und wehe man vergisst mal das Kopftuch auf dem Weg zur Toilette – vor allem arabische Hotelgäste werfen einem dann von dem Gastgarten hinauf zu den Gängen der Zimmern Blicke zu, die man lieber nicht auf sich ziehen will. Was das Amir Kabir aber wirklich ausmacht, und als DIE Backpackerstation in Isfahan ist das wohl auch nicht so schwer, sind die interessanten Menschen, auf die man hier trifft. Es ist kaum zu glauben, aber Iran hat sich ja noch nicht wirklich zum massenwirksamen Reiseziel entwickelt. ;) Die Dichte an Menschen, die wirklich was zu erzählen haben, ist vielleicht auch deswegen höher als sonst wo. Dazu kommt, dass man Iran gut über den Landweg erreichen kann von Europa aus. Wir haben hier jedenfalls interessante Reisende mit Motor- oder Fahrrad kennengelernt, die ihre Reiseerlebnisse in Iran zum Besten gaben. Man braucht eigentlich nur im Gastgarten lange genug beim Frühstück zu sitzen und früher oder später findet sich bestimmt einer/eine, mit dem/der man gerne noch eine Tasse Tee trinkt.

Aber genug von Hotelsachen und Reisealltag hin zu der unfassbaren Schönheit dieser Stadt. Mit Sara an unserer Seite ging es gleich am Abend des ersten Tages in Isfahan zum Naqsch-e Dschahān-Platz, der vom Amir Kabir gut zu Fuß erreichbar ist. Und was soll ich sagen, der Platz ist einfach atemberaubend und ich glaube, die Bilder sprechen für mich, wenn ich das behaupte. Der zweitgrößte Platz der Welt ist eben mehr als nur groß.  

Die Sonne steht bereits sehr tief, als wir den Platz erreichen und die doppelstöckigen Arkaden erstrahlen im letzten Tageslicht. Untergebracht in den zahlreichen Arkaden, die den gesamten Platz säumen sind zahlreiche Keram-, Teppich-, oder Schmuckläden. 

Hier rund um den Platz lassen sich die schönsten Souvenirs von ganz Iran finden und wir haben es etwas bereut nicht eine Kleinigkeit von hier mitgenommen zu haben, denn in Teheran war die Auswahl an Souvenirs entgegen unseren Erwartungen mickrig. 

Aber das interessierte uns am ersten Abend so und so wenig. Gemeinsam mit Sara wollten wir einfach die Architektur auf uns wirken lassen. Offiziell hieß der Platz nunmehr Meydan-e Imam. Zu Ehren des Revolutions-führers Khomeni wurde er umbenannt. Aber ich halte es lieber mit den IranerInnen, bei denen sich bis heute dieser Name nicht durchgesetzt hat. 
Unter Shah Abbas I. im frühen 17. Jahrhundert wurde der Platz errichtet und seit ein paar Jahren wurden glücklicherweise alle Autos vom Platz verbannt und das einzige Gefährt, auf das man hier trifft, sind die zahlreichen Pferdekutschen, die den Platz umrunden. Wenn man IranerInnen kennenlernen möchte, ist der Platz eine naheliegende Anlaufstelle. Gerade dann, wenn die glühend heiße Sonne untergegangen ist, befinden sich nicht nur die blöden schwitzenden Touristen/Touristinnen auf dem Platz, sondern auch die StadtbewohnerInnen selbst. Dann wird gepicknickt, man kommt ins Gespräch und lernt sich kennen. Am ersten Abend ergab sich die Bekanntschaft mit einem jungen Teppichverkäufer – zugegeben, er hat natürlich versucht uns seine Teppiche schmackhaft zu machen, aber es war wirklich nett auch auf Deutsch zu plaudern. Er konnte gleich fünf Sprachen auf höchstem Niveau und wir hätten schwören können, dass er mehrere Jahre in Deutschland gelebt hat, aber das war nicht der Fall. 

Während unserer paar Tage in Isfahan waren wir immer wieder einmal zum Platz vorbeigekommen und meistens trafen wir dann auch wieder auf diesen Teppichverkäufer. Einmal war unsere mitreisende Freundin dann alleine bei ihm und während entspannt Tee getrunken und geraucht wurde, kam plötzlich die ominöse Sittenpolizei vorbei. Der sonst so lockere Teppichverkäufer war angespannt und bat unsere Freundin sich das Kopftuch streng nach vorne zu ziehen und zwar schnell – und ja nicht hinsehen zu ihnen, nur keine Aufmerksamkeit erregen, bis der Spuck vorbei war. Wir hätten diese Sittenpolizei mitunter gar nicht erkannt, denn die Frauen trugen ganz gewöhnliche Tschadors und nur die Männer hatten eigene Uniformen. Vielleicht wären sie uns auch gar nicht aufgefallen bei all dem Trubel und den ganzen Leuten, die immer unterwegs sind. Aber die IranerInnen waren im Gegensatz zu uns immer wachsam und waren die SittenwächterInnen wieder auf Patrouille, dann verbreitete sich das sofort wie ein Lauffeuer unter den StadtbewohnerInnen, um schnell alles zu vermeiden, womit man unangenehm auffallen könnte. Das Katz- und Mausspiel gehört zum alltäglichen Leben der IranerInnen. Doch sie lassen sich im Wesentlichen nicht davon beeindrucken und die Freude und Gelassenheit ist sofort wieder da, sobald die Kontrolleure/Kontrolleurinnen wieder verschwunden sind.
Die Sheikh Lotfollah Moschee gilt als eine der schönsten Moscheen in ganz Iran und das, obwohl nicht einmal ein Minarett oder ein großer Hof diese Moschee ziert. Was diese Moschee so besonders macht, ist ihre mächtige Kuppel, die im Innenraum ihre ganze Pracht entfaltet. Neben dem Palast von Shah Abbas I. und der Königsmoschee ist die Sheikh Lotfollah Mosche die Dritte im Bunde am Platz und der Besuch lohnt sich. Die Fliesenmosaike ergeben in höchster Detailgenauigkeit ein harmonisches Ganzes und wenn man Glück hat und nicht gerade eine große Reisegruppe nach der anderen hereinströmt, dann hat man die ganze Pracht Persiens zusammengefasst in einer Kuppel ganz für sich. Bei der alles dominierenden Farbe Blau der vielen Kuppeln Irans, übersieht man vielleicht auf den ersten Blick, dass der Grundton der Sheikh Lotfollah Moschee nicht Blau, sondern Ocker ist und das ist kein Zufall. Als Privatmoschee des Schahs brauchte die Moschee zu einem kein Minarett und zum anderen wurde die Farbe Ocker als Farbe, die Frauen vorbehalten war, gewählt, weil vor allem Frauen der Familie des Schahs die Moschee besuchten. 
Wir merkten, dass wir etliche Zeit in der Sheikh Lotfollah Moschee verbracht hatten daran, dass sich der Tag schon wieder dem Ende neigte, als wir herauskamen. Also ging es noch schnell zur Königsmoschee, bevor keine Zeit mehr blieb, um sie noch zu besuchen. Im Kontrast zur Sheikh Lotfollah Moschee zierten die Masdjid-e Imam-Moschee gleich vier Minarette und schon der Eingangs-Iwan ist gewaltig. Dieser erste Iwan reiht sich in die viereckige Umbauung des Platzes, während die Vier-Iwan-Moschee selbst versetzt gebaut wurde, um die Ausrichtung nach Mekka zu garantieren. Zur Zeit umgibt die schöne Kuppel der Königsmoschee leider ein Gerüst, das wohl noch länger dort stehen wird. Und auch im Hof der Moschee waren große Planen angebracht worden, um die Betenden vor der Sonne zu schützen. Das nahm leider viel von der Ästhetik des Innenhofes und der Moschee. Aber es war auch kein Grund Trübsal zu blasen, besonders dann nicht, wenn im nächsten Moment schon ein kleiner Bub vor der nächsten Ecke hervorsprang, um in hohen Tönen und mit strahlendem Gesicht uns zuzurufen: „Welcome in Iran“. Und willkommen fühlten wir uns in der Tat in diesem Land, das uns so viel Freundlichkeit entgegenbrachte und wo auch jede Moschee für Nicht-Muslime offen war. „Welcome in/to Iran“ – diese Worte hört man ständig und wenn das Englisch oft nicht dafür reicht, dann hört man auch schnell einmal „I love you“ stattdessen. 
Wir konnten uns auch nach dem Besuch der Königsmoschee noch nicht vom Platz trennen und blieben den Abend über noch dort. Und mit dem Augenblick als die Sonne verschwunden war, strömten die BewohnerInnen mit Teppich und Essen im Gepäck herein. Der Platz war schon etwas ganz besonders, nicht so wie man es von anderen verstaubten imperialen Plätzen gewohnt war: gepflegt, aber menschenleer. Nein, dieser Platz wurde von den BewohnerInnen Isfahans wirklich angenommen und genutzt. Hier wurde gegessen, gelacht, gespielt und auch deswegen ist es einer der schönsten Plätze der Welt und für mich bis dato der schönste fern ab von jeder Konkurrenz. Manchmal bereuten wir es, nicht besser Farsi sprechen zu können, denn auch wenn viele IranerInnen sehr gutes Englisch sprachen, konnte man bei vielen mit Englisch eben auch nicht weiter. Die Familie, die uns an diesem Abend spontan eingeladen hatte bei ihnen auf ihrem Teppich Platz zu nehmen und von ihrem hervorragenden Olivensalat zu essen, bat dann oft andere IranerInnen für sie zu übersetzen. Die Kommunikation war etwas eingeschränkt, aber nicht weniger herzlich deswegen. Bei Mehdi war die Kommunikation kein Problem, er redete in einer Tour und war nicht nur versiert in Englisch, sondern prälierte mit einer gehörigen Portion Humor obendrein. Kein Wunder also, dass sich der junge Kerl um die 30 hervorragend mit den Touristen/Touristinnen verstand. Die Freundschaften rund um den Globus hatten ihm dann auch eine Reise nach Moskau ermöglicht. Mit dem Zug war er dann unterwegs dorthin gewesen und wurde während seiner ersten Reise außerhalb Irans gleich einmal mit den Bildern westlicher Leute über IranerInnen konfrontiert. Eine Bekanntschaft im Zug schreckte nämlich gleich gehörig zusammen, als Mehdi sagte, er sei aus dem Iran. Der Mann wurde richtig nervös und versuchte Mehdi auszuweichen und Mehdi selbst verstand die Welt nicht mehr. Glaubte der denn wirklich, als Iraner würde er gleich den ganzen Zug in die Luft sprengen? Musste er, nur weil er aus dem Iran kam, gleich ein Fundamentalist oder Terrorist sein? Das war lächerlich und traurig zugleich. Wir entschieden uns an dem Abend darüber zu lachen. Während wir auf diesem wunderschönen Platz entspannt mit neuen Bekanntschaften plauderten, konnten wir nur schmunzeln darüber, dass andere Menschen weit weg von diesem Land glaubten, hier könne man das Einmaleins für SelbstmordattentäterInnen kaufen wie die Keramik-Souvenirs in den Läden rings um uns.

Was uns jetzt noch fehlte, war der Ali-Qapu-Palast gegenüber der Sheikh Lotfollah Moschee. Erst einmal auf der Veranda des Palastes angelangt, hat man einen herrlichen Blick auf den Platz und auf die Königsmoschee. Damals konnte der Schah von hieraus die Veranstaltungen am Platz beobachten, zu denen auch Polo-Spiele gehörten. 

Aber das eigentliche Highlight, welches BesucherInnen in den Palast lockt, ist das sogenannte Musikzimmer im fünften Stock. Genannt wird der Saal so aufgrund der Gipsnischen und ihren vielen Freiräumen, die für einen guten akustischen Klang sorgen. 

Ach ja, das Stativ habe ich umsonst geschleppt, denn es ist leider nicht erlaubt mit Stativ im Inneren des Palastes zu fotografieren. Leider war auch die Veranda des Palastes teilweise eingerüstet, aber das fiel sichtlich weniger ins Gewicht als bei der Königsmoschee.
In Isfahan gibt es etliche Gärten und Parks, in denen sich die Zeit verbringen lässt. Viele gehen zurück auf die safawidische Zeit, so auch der Nachtigallen-Park, in dessen Mitte sich der Kakh-e Hasht Behest Pavillon, also der Acht-Paradies-Palast, befindet. Der Park liegt nicht weit weg vom Naqsch-e Dschahān-Platz. So offen wie der Pavillon gestalten wurde, lässt sich auch viel von der Kunst in seinem Inneren erkennen, wenn man von außen hineinblickt und sich so den Eintritt sparen möchte. Wir kommen dann auch an der Abbasi-Karawanserei vorbei, die heute zu einem luxuriösen Hotel umgewandelt worden ist. Von der alten Architektur der Karawanserei lässt sich trotzdem noch viel erkennen. Die Schönheit der alten Karawanserei erkennt man erst, wenn man in den Innenhof des Hotels gelangt ist und das ist gar kein Problem. Zumindest ein Teil des Innenhofes steht auch für BesucherInnen, die nicht hier schlafen, jederzeit offen. In einem traditionellen Teehaus lässt sich hier auch Tee genießen.
Die Basare in Iran sind sehenswert und vor allem riesig. Der Eingang zum großen Basar in Isfahan lässt sich mit dem Eingangsportal am Naqsch-e Dschahān-Platz gegenüber der Königsmoschee noch leicht finden, aber dann beginnt die große Verwirrung. Die Ausmaße des Basars sind kaum zu fassen. Immer größer ist er geworden und reicht heute schließlich sogar bis zur alten Freitagsmoschee, die immerhin 1,5 km vom Naqsch-e Dschahān-Platz entfernt ist. 

Einheimische helfen gerne weiter, wenn man sich vollends verirrt hat und einfach nur noch raus möchte. Dabei ist es aber ratsam nicht gerade auf die zuhören, die nach kurzer Zeit schon von ihrem Teppichgeschäft erzählen. In Isfahan gibt es eine besonders schöne Auswahl an Kunsthandwerken und der Teil des Basars mit Gewürzen wirkt natürlich auch immer besonders verlockend. 
Aber es ist auch schön der Hauptader des Basars zu entfliehen und sich auf Entdeckungstouren in die kleinen Seitengassen zu begeben. Von traditionellen Imbissbuden mit hervorragenden vegetarischen Sandwichs bis zu kleinen Innenhöfen gibt es viel zu entdecken. Das Schöne an den Basaren im Iran ist, dass sich hier nicht vor allem Touristen/Touristinnen tummeln, sondern die IranerInnen in den Basaren immer noch ihre Einkäufe von A bis Z erledigen. Demnach gibt es neben dem Kunsthandwerk auch weniger dekorative Teile des Basars, wo beispielsweise Haushaltsgeräte verkauft werden. Immer wieder bekommen wir auch einen Einblick in größere Räume innerhalb des Basares, wo die wertvollen Perserteppiche übereinander gestapelt liegen und so wie sie da liegen, könnte man glatt vergessen, welches Vermögen sie auch im Iran kosten. 

Uns war beim Besuch des Basars dann noch wichtig das Malek Timche zu finden und mit etwas Hilfe der IranerInnen gelang uns das dann auch. Wie schon in Kashan sind die Timches einfach die Schmuckkästchen des Basars. Über die Kuppel fließt Licht herein, welches die schönen Verzierungen in dem hohen Raum richtig zur Geltung bringen.
Relativ früh am Morgen machten wir uns auf zur Jame-Moschee, die ein Stückchen entfernt von unserem Hotel lag, aber trotzdem gut zu Fuß erreichbar war. Wir wollten unbedingt früh weg, um vor Ort noch genügend Zeit zu haben, denn um mittags wird die Moschee für BesucherInnen wieder geschlossen. Als wir dann vor den Toren der Moschee noch warteten, bis aufgesperrt wurde, staunten wir nicht schlecht, als plötzlich aus dem Nirgends vor uns einer Rolltreppe eine ganze Reisegruppe entschlüpfte und sich lauthals in den verschiedensten Dialekten Österreichs unterhielt. Damit hatten wir nun nicht gerechnet, aber während unserer ganzen Reise konnten wir immer wieder beobachten, dass Iran stark im Kommen war auch bei pauschalen Gruppenreisen. Die Moschee selbst ist eine Zeitreise durch die iranische Baugeschichte. Und auch wenn die Moschee zwischenzeitlich einem Brand zu Opfer gefallen war, lassen sich hier seldschukische, sassanidische oder safawidische Bauelemente der Moschee entdecken.
Gewöhnlich mieden wir Taxifahrten, aber ein Fußmarsch in das armenische Viertel von der Jame Moschee aus, wäre wirklich zu zeitaufwendig gewesen. Und verpassen wollten wir das Stadtviertel Djolfa auf keinen Fall. Dieser Stadtteil hieß deswegen nach der Ortschaft an der heutigen Grenze Irans zu Azarbaidjan, weil von dort unter dem safawidischen Reich KunsthandwerkerInnen nach Isfahan geholt wurden. Frisch zugezogen waren die ArmenierInnen zunächst arm, aber das änderte sich bald damit, dass sie als Nicht-Muslime Wein produzierten und den dann in der ganzen Stadt verkauften. Damals trank auch die muslimische Bevölkerung Wein und hier sei nur kurz erwähnt, dass vor allem die iranische Stadt Shiraz für seinen guten Wein bekannt war. Heute ist Djolfa jedenfalls einer der reichsten Stadtteile Isfahans und das merken wir auch gleich, als wir durch die Gassen schlendern. Teure Mode wird hier verkauft, moderne Fast-Food Ketten gibt es hier und abends gehen hier die jungen Leute Isfahans fort. Alles wirkt etwas reicher und schmucker als in dem Isfahan, welches wir bis dahin kennenlernen durften. Und auch wenn der Naqsch-e Dschahān-Platz für sich natürlich prunkvoll ist, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Stadtteil rund um diesen Platz eigentlich sehr arm ist für Isfahans Verhältnisse. 


Aber auch Djolfa hat seine Schattenseiten. Weil armenische Frauen bei der Heirat nicht mehr Jungfrau sein mussten, so wie die Iranerinnen, kamen viele Iraner hierher um sich mit Armenierinnen zu vergnügen. Das passte den Armeniern wiederum gar nicht und es gab häufig Streit, der nicht selten eskalierte. Die Armenier vertraten den Standpunkt, dass die Iraner gefälligst „ihre“ Frauen in Ruhe lassen sollten und wollten den Iranern den Zutritt zu ihrem Stadtviertel verweigern. Die Iraner wollten sich dieses Zutrittsverbot aber nicht bieten lassen und spielten die „Ihr-seid-fremd-in-unserem-Land“-Karte aus. Alles in allem also eine verzwickte Lage, von der wir am Tag beim Besuch der christlichen Vank-Kathedrale gar nichts mitbekamen. Es gab auch noch andere Kirchen in Isfahan und generell traf man in ganz Iran immer wieder auf Christliches, aber die Vank-Kathedrale ist wohl die bekannteste Sehenswürdigkeit der christlichen Gemeinde in Iran. Die freie Glaubensausübung anderer Religionen und die Sonderrechte für christliche Gemeinden, die auch das Recht auf Alkoholgenuss inkludierten, stehen nicht im Widerspruch zum islamischen Staat Iran. Auch die Vank-Kathedrale wurde wie so vieles in Isfahan unter Shah Abbas I. gegründet. Von außen ließe sich schnell übersehen, dass es sich um eine Kirche handelt, weil die Bauformen der Kirche stark an einen islamischen Baustil erinnern. Ganz klassisch christlich, wenn auch orthodox und so wieder etwas fremd für uns, sind dann die Innenwände der Kathedrale, die von Fresken geschmückt werden, die Geschichten des Alten und Neuen Testaments zeigen.
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<![CDATA[Als Frau in den Iran reisen]]> Fri, 21 Nov 2014 15:03:48 GMT /iran/als-frau-in-den-iran-reisen-kein-problem
Das wichtigste zuerst – jedwede Bedenken, ob es gefährlich sein könnte als Frau in den Iran zu reisen, sind, man kann es nicht anders sagen, absolut lächerlich. Und doch tauchen solche Bedenken nur zu oft auf.
 

Grund ist ein völlig verfälschtes Bild von diesem Land. Und ich will uns da nicht ausnehmen, auch wir hatten so das eine oder andere Vorurteil im Kopf, was den islamischen Staat betrifft. Ja, die gesetzliche Lage für Frauen ist haarsträubend. Und vielleicht ist es auch das, was gleich zu Beginn so abschreckt. Eine Frau ist vor Gericht eben nur halb so viel Wert wie ein Mann und das ganz offiziell. Das demnach die Frau bei einer Scheidung leer ausgeht, ist wohl nicht mehr zu erwähnen. Und doch darf man eines nie vergessen. Das Regime hat mit der offenen Gesellschaft Irans nichts zu tun. Die Gesetzeslage das herabgesetzte Heiratsalter auf 9! Jahre bei Frauen mit eingeschlossen, gäbe alle Möglichkeiten. Aber in der Realität ist das durchschnittliche Heiratsalter der Iranerinnen dem unsrigen ähnlich und oft werden Heiratsverträge geschlossen um die Frau dem Mann im Falle einer Scheidung komplett gleich zu berechtigen. Und das ist der Unterschied – die IranerInnen selbst machen diesen Unterschied. Das Regime und seine Vorstellungen spielen nicht so eine große Rolle, wie man vielleicht glauben mag.
Wenn nun allein reisende Frauen in den Iran kommen, gibt es keinen Anlass dazu den Blick zu senken, mit Männern nicht zu sprechen oder sexuelle Belästigungen zu fürchten. Ich habe mich keinen einzigen Moment als Frau im Iran eingeschränkt gefühlt. Ich habe mich nicht anders verhalten müssen als zuhause in Europa. Die Leute sind herzlich und ehrlich interessiert an dir, ob du nun ein Mann oder eine Frau bist. Nie hätte ich das Gefühl gehabt, dass ich jetzt als Frau auch nur einen Fingerbreit weniger zählen würde als der Mann neben mir. Und wenn du zufällig eine höhere Ausbildung hast als der Mann neben dir, kann das sogar ruckzuck ins Gegenteil umschlagen. In einem Land, in dem Bildung einen so hohen Stellenwert hat, ist dir dann so und so jeder Respekt sicher. Es gibt keinen Grund als Frau im Iran nicht auch nachts auf den Straßen zu sein. Natürlich ist Vorsicht angebracht, wie überall anders sonst auch. Die Wahrscheinlichkeit, dass dir in Iran was passiert, ist auch nicht größer und vielleicht sogar kleiner, als dass dir in Wien nachts etwas zustößt (den horrenden Verkehr ausgenommen). 
All das soll natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen im Iran natürlich unterdrückt werden. Dagegen führen Frauen und auch Männer einen noch lang währenden Kampf. Aber by the way von Gleichberechtigung kann man in Europa auch nicht sprechen. Ich habe oft den Eindruck, dass einige Menschen die Emanzipation der Frau an einem Fetzen Stoff festmachen und um so winziger der wird, desto emanzipierter soll die Frau dann sein. Ein Tschador oder ein Kopftuch sagen aber rein gar nichts über die Emanzipation aus. 


Iranerinnen waren immer an vorderster Front dabei. Sie sind gebildet, politisch und alles andere als still! Wer mehr über die Stellung der Frau in der iranischen Gesellschaft lesen möchte und ihren feministischen Kampf lesen möchte, dem/der kann ich beispielsweise Artikel „Frauen und Frauenbewegung im Iran. Zwischen Regierung, Religion und Tradition“ von Katajun Amirpur empfehlen – nachzulesen unter: 
http://www.bpb.de/internationales/asien/iran/40152/frauen

Jetzt aber zurück zu uns Frauen als Reisende im Iran. Gerade in punkto Kleidung gibt es natürlich ein paar Sachen zu beachten.

Do’s and Dont’s
  • In Isfahan soll es bald eine geben, bis dato kann man nur in Teheran mit der Metro fahren und es gilt der Rat: Geht in die Abteile nur für Frauen, auch wenn ihr mit männlicher Begleitung unterwegs seid! Diese Abteile sind immer ganz vorne und ganz hinten vom ganzen Zug zu finden und werden auch mit Trennlinien an den Bahnsteigen markiert. Gleich anschließend an die Frauenwaggons gibt es die  gemischten Waggons, aber wer nicht ständig berührt werden will von den Iranern, der sollte darauf verzichten. So gesteckt voll wie die Metro ist, kann man den Männern nicht einmal einen Vorwurf machen, wen sie einen berühren, es ist gar nicht anders möglich. Aussteigen ist so und so Horror, egal in welchem Waggon man sich befindet und man darf nicht glauben, dass man im Frauenabteil weniger berührt oder angefasst werden würde, aber es ist immer noch angenehmer mit Frauen so hauteng in Kontakt zu stehen als mit Männern. 

  • Auch bei Bussen gibt es getrennte Bereiche für Frauen und Männer, aber die kann man eigentlich ignorieren, gerade wenn man mit einem männlichen Reisepartner unterwegs ist. Als Frau alleine ist es vermutlich naheliegender sich neben eine Frau zu setzen. Wirklich ins Gewicht fallen diese getrennten Bereiche nicht und in dem Zug, mit dem wir gefahren sind, waren sie gar nicht vorhanden.
Bild
  • Kleidungsvorschriften gibt es im Iran und die gilt es auch zu beachten. Das heißt ein Kopftuch muss her und bis auf Hals und Unterarme darf wirklich nicht mehr Haut gezeigt werden. Generell lassen sich auch die Kleidervorschriften etwas locker handhaben. Gerade bei sommerlichen Temperaturen ist das auch ganz praktisch. So ist es zum Beispiel als Tourist gar kein Problem die Unterarme frei zu lassen. Das was ich auf dem Bild rechts an habe, ist völlig ausreichend. Den Umhang habe ich auch erst im Iran gekauft. Die gibt es so um die 4 Euro überall zu kaufen und die sind wirklich angenehm und lang genug. Wie ihr seht, kann auch das Kopftuch durchaus locker getragen werden, wir haben sogar eine Iranerinnen mit einem ganz durchsichtigen Kopftuch gesehen – auch eine Art des Protests. ;) Nur in heiligen Stätten wie Qom sollte man dann genauer auf die Kleidungsvorschriften achten, alleine schon, damit man sich selber wohler fühlt. Denn dort sind auch die IranerInnen konservativer gekleidet. Tschadors gibt es immer vor den Moscheen zum Ausborgen, da muss man sich also auch keine Gedanken machen.

Auch in den Innenbereichen des Hotels sollte man im Normalfall meiden ohne Kopftuch herumzurennen. Oft sind auch arabische Gäste in den Hotels, die sich daran besonders stören und wir haben auch erlebt, dass junge Iraner (selbst Gäste des Hotels und eher den „Hello-Boys“ zuzuordnen) nur darauf warteten ausländische Frauen ohne Kopftuch zu sehen. Ich weiß zwar nicht, was es bringt, aber begann eine große Fotosession, als eine Asiatin naiver Weise dann im Foyer ohne Kopftuch herum rannte. In Bezug auf die Kleidung ist noch zu sagen, dass du als Touristin so und so nicht den gleichen Gesetzen unterliegst wie Iranerinnen. Du musst dich nicht übertrieben konservativ kleiden, allerdings gibt es Grenzen, die schon aus Respekt gegenüber den Iranerinnen zu achten sind. Man muss diesen Frauen nicht unbedingt noch vor die Nase halten, dass man als Europäerin auch noch in ihrem Land freier ist als sie. Iranerinnen werden nämlich auch schon einmal für kurze Zeit festgenommen, wenn sie an die SittenwächterInnen geraten und da genügt ein lockeres Kopftuch und freie Unterarme. Darum habe ich das einfach nur unangebracht gefunden, als ich eine Spanierin um die 50 mit nackten! Unterschenkel mit Rock gesehen habe.   
  •  Lasst euch gleich von Iranerinnen zeigen, wie das mit den Tschadors geht, ihr werdet sonst ziemlich wahrscheinlich kläglich scheitern. Bei mir hatte es den Effekt, dass ich vor lauter Unbeholfenheit mit diesem Stück Stoff  dann auch noch ohne Kopftuch da stand. Erschrocken darüber war dann eh nur ich, die IranerInnen waren eher amüsiert. Wenn dann einmal alles sitzt, dann kommt die nächste Schwierigkeit: Denn mit Tschador lässt es sich schwer fotografieren, wenn doch eigentlich die Hände mit dem Halten des Stoffes beschäftigt sein sollten. Die Tschadors zum Ausleihen sind übrigens nicht nur für Touristinnen da, auch die Iranerin hat ihren Tschador nicht immer im Gepäck. Das rechts am Bild bin ich mit einem dieser Ausleih-Tschadors.
  • Rauchen wird immer noch nicht so gern gesehen bei Frauen. Aber es ist auch nicht wirklich ein Problem und wen wer in der Runde Zigaretten anbietet, dann werden die Frauen nicht ausgelassen. Zumindest war es so bei uns Touristinnen.
  • Es gibt sie beinahe überall, die „Hello-Boys“, die dir als Frau schon von der Weite zurufen, dich anstarren und herumnerven. Mit diesen Halbstarken wirst du im Iran sicher konfrontiert werden, die lassen sich aber getrost ignorieren. Das Problem ist nicht nur das Alter und die Dummheit dieser Burschen, sondern auch ihre Sozialisation durch sexistischen Schund wie „Amercian Pie“ und dergleichen. Dass mitunter dadurch ein total verfälschtes Bild von einer westlichen Frau entsteht, braucht eigentlich nicht zu wundern.
  • Generell gilt: Auf keinen Fall schnäuzen am Tisch und auch bei dem „Daumen hoch“ Zeichen ist Vorsicht geboten. Das heißt nämlich im Iran so etwas wie Arschloch und auch wenn die meisten IranerInnen wissen, dass es bei uns eine andere Bedeutung hat, kann das immer noch ganz schön daneben gehen. 
  • Berührungen mit iranischen Männern sollte man meiden, das kann falsch verstanden werden und wird auch von offizieller Seite nicht gerne gesehen. Immerhin gibt es auch Sittenwächter, die kontrollieren, ob eh kein Pärchen Händchen hält. Auf jede Berührung braucht man allerdings auch nicht verzichten, es kommt eben auf die Beziehung, die man zu den Menschen vor Ort aufgebaut hat und auf die Situation an. Und als wir dann im Nachtzug im offenen Waggon sahen, dass die Frau vom Mullah es sich einfach auf seinem Schoß bequem machte um zu schlafen, fragten wir uns, warum wir eigentlich immer so peinlich darauf geachtet hatten uns nicht zu berühren.
  • Ganz wichtig für Frau und Mann: Keine offiziellen Gebäude, Brücken oder PolizistInnen fotografieren – da wird man wirklich festgenommen und kann sich mit Hilfe der Botschaft dann aus einem Spionage-Vorwurf heraus reden.    
  • Als Frau nicht die Hand ausgestreckt zu bekommen, kann oft ein Zeichen des Respekts sein, nicht beleidigt sein deswegen. Eine iranische Freundin hat uns das mit folgenden Worten erklärt: In Iran women are like a princess, you can’t touch them, the are to valuable. Das heißt aber wiederum auch nicht, dass Männer, die dir die Hand geben keinen Respekt vor dir haben. Meistens ist es einfach eine Frage, wie konservativ die Familie oder der Mann ist und ob konservativere Familien rund um nicht schlecht über einen reden könnten.
  • Unbedingt auf die Menschen zugehen und lächeln, dann trauen sich vor allem auch die Schüchternen unter den IranerInnen dich anzusprechen.

  • Vertraut den IranerInnen, geht auf Einladungen ein, es wird nichts passieren, außer, dass ihr vor so viel Herzlichkeit geschockt sein werdet. Auch hier darf man den letzten Rest eines gesunden Menschenverstandes natürlich nicht ausschalten und wenn dir wer wirklich suspekt vorkommen sollte, dann natürlich nicht auf Angebote eingehen – die „Hello-Boys“ gehören hier natürlich auch dazu. Aber sonst ist gerade der Iran das Land, wo man ganz unbekümmert Menschen kennenlernen kann und dann erst zu verstehen beginnt, was Herzlichkeit eigentlich bedeutet.

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