Quer durch den Pamir, von Osch nach Duschanbe, von Kirgistan nach Tadschikistan
Der Pamir Highway ist einer dieser Straßen, die zum
Mythos
geworden sind. Einmal quer durch zu fahren, ist für viele ein sehnsüchtiger Traum. Wer den Traum wahr werden lassen möchte, wird schnell feststellen, dass diese Reise einem mehr abverlangt als andere touristisch erschlossenere Gebiete. An der Gastfreundschaft, die ist gewohnt herzlich, liegt es nicht, dass die Reise strapaziös werden kann, vielmehr sind es der Zustand des „Highways“ selbst, die
fehlende Verkehrsanbindung
und der drohende Durchfall, was die Reise zu einem Abenteuer werden lässt. Trotz allem werden Reisende mit einer
spektakulären Landschaft
und
herzlichen Begegnungen
reich belohnt, wenn sie sich mit den Bedingungen arrangieren. Die Reiseroute lässt sich kombinieren mit weiteren Routen durch
Usbekistan
und
Kirgistan
.
Der Pamir Highway wird von den Pamiris, den Leuten aus Berg-Badachschan, oft einfach nur „die Straße“ genannt, ganz einfach, weil es über eine große Strecke hinweg die einzige Straße ist, von der man behaupten kann, dass es eine Straße ist. Über den Begriff „Highway“ lässt sich wieder streiten. Allerdings handelt es sich um ein riesiges Bauprojekt der Sowjetunion mit dem Ziel auch ein sehr abgelegenes Gebiet verkehrstechnisch an das Straßennetz anzuschließen. Auch wenn viele Straßenabschnitte sehr baufällig sind, ist der Pamir Highway großteils asphaltiert und das bei einer Straße auf einer beachtlichen Höhenlage . Beim Highway handelt sich um einen Teilabschnitt der heutigen Fernstraße M41. Auch für Tadschikistans Pamir und Kirigistan gilt, dass eine (allein-)reisende Frau nichts zu befürchten hat und sich frei bewegen kann. Kurze Shorts und Tanktop empfehlen sich, wie in den allermeisten Ländern, trotzdem nicht. Mehr Reiseinfos für individuelles Reisen entlang des Pamir Highways gibt es hier . Der Pamir Highway
Zeitraum
:
Zwei
Wochen
Transport : Das Zauberwort: Marschrutka . Die kleinen Sammeltaxis sind die einzige Möglichkeit von A nach B zu kommen, wenn man kein eigenes Fahrzeug oder einen eigenen Fahrer hat. Routenverlauf : Bishkek – (1) Osch – (2) Sary Tasch – (3) Sary Mogul – (4) Karakul – (5) Murghob – (6) Bulunkul – (7) Langar – (8) Vrang – (9) Yamchun – (10) Ischkaschim – (11) Chorugh oder Khorugh – (12) Duschanbe Zurückgelegte Kilometer : ca. 1.500 km Reisezeit : Der Sommer ist die ideale Reisezeit, wobei August die Hochsaison ist. Ab Juni kann man eine Tour bereits in Angriff nehmen und dann sollte bis Ende September eine Reise entlang des Pamir Highways möglich sein. Mögliche Erweiterung: Bereits in der Reiseroute inkludiert ist ein Abstecher zum tadschikischen Wakhan, der eigentlich abseits des Pamir Highways liegt, aber zu schön ist, um links liegen gelassen zu werden. Die meisten Reisenden werden auch das größte Highlight Kirgistans mitmachen, den See Songköl (siehe Reiseroute durch Kirgistan ).
Auch wenn erst ab Osch der eigentliche Pamir Highway beginnt, muss man zuerst irgendwie ins Land kommen. Nach Bischkek und nicht nach Duschanbe zu reisen empfiehlt sich wegen der wesentlich
billigeren
Flugverbindungen
nach
Kirgistan
. Von der Hauptstadt ist man in nicht einmal 40 Minuten mit einem
Inlandsflug
der kostengünstigen (schon um 40 bis 80 Euro hin und zurück)
Air Manas
(Pegasus Asia) in Osch. Viele Reisende nehmen natürlich Kirgistans absolutes Highlight, den See
Songköl
und seine Jurten, gleich mit. Aber die Sehenswürdigkeiten Kirgistans sind in einer
anderen Reiseroute
ausgelagert.
In (1) Osch befindet sich Kirgistans ganzer Stolz, der Sulajman Too , das erste UNESCO-Weltkulturerbe des Landes. An diesem Berg kommt man in Osch nicht herum und auch im restlichen Land wird man stets gefragt werden, ob man schon die Chance hatte Sulajman Too mit eigenen Augen zu sehen. Es handelt sich um eine heilige Stätte mit Mausoleen, einem Museum, einer Moschee und einer Grotte. Zwei verschiedene Wege führen zur Spitze des Berges, der längere und weniger steile Weg an der Südostseite empfiehlt sich für den Aufstieg, der andere steile Treppenweg bei der Universität eignet sich für den Abstieg und spart Zeit. Am höchsten begehbaren Punkt des Sulajman Too hat man einen herrlichen Blick auf die ganze Stadt. Abgesehen von dieser Pilgerstätte lohnt der Basar einen Besuch. Egal was man auch sucht, hier wird man fündig und kann zentralasiatisches Leben hautnah miterleben. Hier lassen sich auch die schönsten Souvenirs , eine reiche Produktpalette aus Filz vom Hut bis zum Hausschlapfen, finden, die wesentlich günstiger sind als in Souvenirläden Bischkeks. Wer von Osch nach Tadschikistan möchte, muss sich einen Transport organisieren, falls er nicht mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs ist. Dazu mehr unter Tadschikistan für Backpacker und Individualreisende.
Basar von Osch
Ausblick vom Sulajman Too
Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte aber einen Zwischenstopp in
(2) Sary Tasch
einlegen und die
erste Fahrt auf dem Pamir Highway
auskosten. Der Abschnitt zwischen den beiden kirgisischen Städten ist einer der schönsten, weil vor allem in der zweiten Hälfte der Fahrt nach Sary Tasch
viele
Jurten
und
Wohnwägen
die Straße säumen. Auf der Strecke sind zwei Pässe zu überqueren, der
Tschyrtschyk-Pass
mit 2402 m, dort sind ebenfalls einige Jurten zu sehen, und der
Taldyk-Pass
mit 3589 m.
Sary Tasch ist die letzte Stadt vor der Grenze zu Tadschikistan und wird dementsprechend von der Isolation am Rande des Landes gekennzeichnet, auch wenn sie verkehrstechnisch mit den beiden Straßen nach Tadschikistan und China überaus wichtig ist. Die Stadt liegt bereits auf 3.170 m und eröffnet einen traumhaften Blick auf die majestätischen Gipfel des Pamirs . Die Straße nach Westen folgend, lässt sich noch ein Stopp in (3) Sary Mogul einlegen. Diese Stadt liegt nur rund 30 km von Sary Tasch entfernt und bietet einen perfekten Ausgangspunkt für Trekkingtouren zum Basislager des Pik Lenin (7134 m) . Von dort aus können weitere Wandertouren unternommen werden und Jurten stehen auch für spontane Gäste bereit.
Die aus der Sowjetzeit stammenden Wohnwägen werden bis heute genützt
Jurte auf dem Streckenabschnitt zwischen Osch und Sary Tasch
In einer kirgisischen Jurte
Sary Tasch und der Pamir Highway
Ein unbestrittener Höhepunkt auf jeder Reise auf dem Pamir Highway ist der
Grenzübertritt
zwischen Kirgistan und Tadschikistan und die Überquerung des 4280 m hohen
Kyzyl-Art-Passes
. Um zu der höchsten befahrbaren Stelle mit der symbolträchtigen Marco-Polo-Schaf-Statue zu gelangen, muss ein
besonders
baufälliger Abschnitt
des Pamir Highways überwunden werden. Der Pamir Highway zeigt sich ab Sary Tasch wesentlich abenteuerlicher.
Die kirgisische Grenzkontrolle findet ein wesentliches Stück vor dem höchsten Punkt der Passstraße statt, erst ein paar Kilometer weiter kommt man zum tadschikischen Grenzposten. Zu den Einreise- und Ausreiseformalitäten gibt es hier weitere Infos. Hat man die Einreise hinter sich gebracht, fahren die meisten nach Murgab, Murghab oder Murghob weiter. Davor sollte man, wenn möglich, einen Stopp beim See (4) Karakul einlegen. Die Farben des Sees sind derart intensiv und die Bergkulisse derart imposant, dass es einer der besonderen Orte auf der Strecke ist, wo es auch Gästehäuser gibt. In (5) Murghob wird jeder und jede früher oder später landen. Die karge Stadt im Nirgends ist ein Knotenpunkt für Pamir-Reisende geworden. Die Sehenswürdigkeit der auf 3.618 m gelegenen Stadt ist der Pamir selbst. Hier lässt sich das raue und voller Entbehrung geprägte Leben in der Kaltwüste Pamir nachvollziehen. Auf der Strecke nach Alichur , ein weiterer beliebter Zwischenstopp mit Möglichkeiten zu übernachten, lassen sich immer wieder Jurten der kirgisischen Minderheit Tadschikistans finden. Der glasklare, aber winzige See namens Ak Balyk ist eben für diese kirgisische Minderheit ein heiliger Ort.
Besonders baufälliger Abschnitt des Pamir Highways zwischen Sary Tasch und der Grenze
Kyzyl-Art-Pass auf 4280 m
Kirgisinnen in der Umgebung von Murghob
Heiliger See Ak Balyk
Von Alichur können Reisende entweder den
kürzesten Weg über den Pamir Highway
Richtung Khorugh
wählen oder sich für einen Abstecher in den tadschikischen Wakhan entscheiden. Egal, für welchen Weg man sich entscheidet, sollte man auf jeden Fall die Seen
Bulunkul
und
Yashikul
nicht auslassen.
Übernachtungsmöglichkeiten bietet das Dorf (6) Bulunkul , das zu den kältesten Orten Zentralasiens zählt, wo auch schon einmal über -60 Grad Celsius gemessen wurden. Die Route führt über den gleichnamigen See zu dem benachbarten und nicht weniger schönen See Yashikul, von dem man dann auf einer Offroad-Piste zu einem kleinen Geysir gelangt. Die Piste ist landschaftlich sehr reizvoll, aber auch eine Herausforderung und nur einem guten Jeep und Pannenausrüstung für den Notfall zu empfehlen. Über diesen Schleichweg gelangt man direkt nach Alichur zurück.
See Bulunkul
Ausläufer des Sees Yashilkul
See Yashikul
Offroad zum Geysir
Eine Reise durch den
tadschikischen Wakhan
ist mitunter das Schönste, was man in Tadschikistan erleben kann. Stets entlang der afghanischen Grenze blickt man vor allem von der Festung Vishim Qala auf den Beginn des „echten“ Wakhan, dem
afghanischen Wakhan-Korridor
,
den Marco Polo schon bereiste.
(7) Langar
bietet von Alichur aus die erste Übernachtungsmöglichkeit und beeindruckt mit
Petroglyphen
, einem
Heiligtum
namens Shoh Kambari Oftob und der Gastfreundschaft der in ganz Berg-Badachschan lebenden Pamiris. Ortskundige Fahrer finden auch steile Wege bis zum obersten Ende der im Berghang liegenden Siedlung, wo sich ein noch viel besserer Blick auf den Wakhan Afghanistans eröffnet.
Leichter zu finden sind die vom Dorf Dirch aus zu erreichenden Überreste einer Festung namens Vishim Qala oder Abdrashim Qala . Auch von dort bietet sich ein grandioser Blick auf den Wakhan. Der tadschikische Wakhan ist für mehrere heiße Quellen bekannt. Die erste, wo Frauen und Männer je nach Wochentag abwechselnd baden, ist die Quelle von Shirgin und liegt am Weg nach (8) Vrang . Das Dorf Vrang ist für sein buddhistisches Erbe bekannt. Auf einer Anhöhe befindet sich dort keine Festung sondern eine mehrstufige Stupa aus Felssteinen aus dem 7. oder 8. Jahrhundert. Eine weitere heiße Quelle namens Bibi Fotima findet sich in unmittelbarer Nähe zur (9) Yamchun Festung . Die Badezeiten für Männer und Frauen wechseln ab, jedenfalls kann man sich seiner Kleider in einer Umkleidekabine entledigen, bevor man zum vom Fels hinabstürzenden heißen Wasser gelangt. Etwas weiter unten liegt die gut erhaltene Festung Yamchun, die sich allerdings immer noch rund sieben Kilometer über dem Dorf Vichkut befindet. Die nächste Etappe führt nach (10) Ischkaschim , von wo die Grenze nach Afghanistan passiert werden kann, was allerdings niemand uninformiert und leichtfertig tun sollte (siehe Sicher ist nur die Ungewissheit ) . Im ganzen tadschikischen Wakhan gibt es nur nachts Strom und auch sonst müssen sich Reisende in Verzicht üben.
Blick auf Afghanistan
Festung Yamchun mit Blick auf den afghanischen Wakhan
Von Ischkaschim geht es in das moderne etwas über 100 km entfernte
(11) Khorugh
oder Chorugh. Eine lohnende Abzweigung führt zu den schönen
Quellen
namens
Garm Chaschma
. Die Stadt Khorugh bildet ein
wichtiges Zentrum
für die Pamiris und hier fehlt es im Unterschied zu all den anderen Dörfern der Region an nichts.
Neben den traditionellen bunten Kleidern der Frauen finden sich hier auch Jeans und T-Shirt. Khorugh gibt sich weltoffen und herzlich und lädt mit seinem Stadtpark und dem schön angelegten Wasserpool, wo vor allem Kinder baden, zum Flanieren ein. Besonders sehenswert ist der lebendige Basar und der botanische Garten , von wo man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt hat. In Khorugh kann man sich für die Weiterreise nach Duschanbe stärken. Falls die mit dem Marschrutka folgt, bedeutet das eine mind. 12-stündige, oft aber auch 15-stündige, Fahrt nach (12) Duschanbe . Entweder wird die Straße über Kulob (607 km) oder Tavildara (522 km) genommen. Die Hauptstadt selbst ist gelinde gesagt keine Perle und definitiv kein Grund, um Tadschikistan zu bereisen. Es ist sicher die ärmste der Hauptstädte im Vergleich zu Bischkek oder Taschkent und auch Khorughs Jugend wirkt oft moderner als die Duschanbes. Bei den Türmen des Duschanbe Plaza kann man Sicherheitspersonal danach fragen, ob man gegen etwas Eintrittsgeld auf die Terrasse kann. Der Blick auf das Zentrum Duschanbes mit dem Somoni-Denkmal, dem Präsidentenpalast und der überdimensionierten tadschikischen Fahne lohnt sich auf jeden Fall. Mit Duschanbe findet die Reise über den Pamir Highway ihren Abschluss, von hier aus ließe es sich weiter nach Termez in Usbekistan reisen.
Ausblick vom botanischen Garten auf Khorugh
Ausblick auf Duschanbe
Weitere Reiserouten
2 Kommentare
Danke! Der Pamir Highway wäre sicher das Richtige für euch!
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